Sarrazin bleibt

Was soll der Quatsch, Sarrazin aus der Partei und von seinem Posten in der Bundesbank zu stoßen? Sind wir in Deutschland nicht mehr fähig, eine anständige Debatte zu führen?
Darf hier niemand mehr seine Meinung sagen, ohne gleich an den Pranger gestellt zu werden? Kann sich denn irgendjemand in diesem Land noch daran erinnern, wie die Bundestagsdebatten abliefen, als Willy Brandt, Franz Josef Strauß und Herbert Wehner noch am Rednerpult standen? Ich glaube, allein Wehner wurde im Bundestag insgesamt 58 Mal wegen verbaler Entgleisungen verwarnt. Und? War er deshalb untragbar? Nein – im Gegenteil, da war Politik noch spannend.

Nach heutigen Normen würde man sie alle drei wahrscheinlich sofort köpfen.
Armes Deutschland. Wirklich.

Da mauscheln wir uns mit Scheindebatten durch und nun traut sich mal einer, den Mund aufzumachen und schon bricht das Gewitter über ihn herein. Seltsamer Weise nicht vom Volk initiiert – sondern von den Politikern selbst.
Was wiederum deutlich macht, wie weit sich die „Männer und Frauen des Volkes“ doch von ihrer Basis entfernt haben.
Und noch etwas anderes wird deutlich – die Angst der Politiker um ihre Posten und Pöstchen.
Wäre in diesem Land auch nur ein Politker daran interessiert, wirklich etwas zu verändern, ohne Mauscheleien, ohne Duckmäuserei und Lobbyismus – sie würden ihm schnell klar machen, dass auf dem politischen Parkett ein anderer Wind weht und eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Die Karriere von Joschka Fischer ist ein beeindruckendes Beispiel dieser Metamorphose vom Revoluzer zum Sesselpupser.

Bleibt zu hoffen, dass Christian Wulff  Nerven behält und sich für Sarrazin stark macht. Derzeit läuft auf BILD eine Aktion, bei der jeder, der dafür ist, dass Sarrazin bleibt, einen elektronischen Brief an Christian Wulff unterzeichnen kann. Also los Leute – ran!
Schließlich geht es um Deutschland.

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